Einleitung
Regeln
TGH
in der Praxis
Anhang
Checklisten
Geschichte
des TGI
Tiergerechtheit
TGI
2000
Bezüge
zum CH Tierschutzgesetz - TSchG Art 2 - TSchV
Art 5
Die TGH-Regeln sind ein Werkzeug, um die Tiergerechtheit einer Tierhaltung mit objektiven Kriterien bewerten zu können. "Tiergerecht" ist eine Tierhaltung, wenn die wichtigsten Bedürfnisse der Tiere befriedigt werden. Einen Teil der wichtigsten Bedürfnisse regelt das Tierschutzgesetz. Im Tierschutzgesetz fehlen aber qualitativ-quantitative Kriterien, mit denen man "Verhaltensgerechtheit" erfassen könnte. Interessanterweise schreibt das Tierschutzgesetz eher vor, was NICHT passieren darf bei der Tierhaltung, und windet sich mit juristisch kaum anwendbaren Formulierungen wie "Wohlbefinden" anzustrebende Tierhaltungsmerkmale. Die TGH-Regeln schliessen diese Lücke.
Die TGH-Regeln wurde angeregt durch den TGI (= Tiergerechtheitsindex) von Bartussek. TGH ist - nach unserer Auffassung - eine konsequente Reduktion der oft eher unübersichtlichen TGI-Regeln auf verhaltensbiologisch fundierte Ansprüche der gehaltenen Tiere.
Ziel bei der Entwicklung
der TGH-Regeln war
- Bezug zum Verhalten der
Tiere
- einfache Regeln
- universell anwendbar,
bei jeder Tierhaltungsform (Heimtier, Zootier, Zirkustier, Bauernhoftier,
etc.)
Regel | Kommentar |
(1) Das Tier kann mindestens ein Verhalten zur eigenen Sicherheitausführen, d.h. eine Fluchtreaktion oder eine Kritische Reaktion | Nur ein Tier, das sich sicher
fühlt, kann "sich verhalten" (ein verängstigstes, unsicheres
Tier ist "blockiert"). Wenn ein Tier so gehalten wird, dass es wenigstens
eines seiner arttypischen Sicherheitsverhalten ausführen kann, dann
hat das Tier die Möglichkeit, bei Verunsicherung / Bedrohung wenigstens ein "adäquates"
Verhalten auszuführen.
(Fluchtreaktion und Kritische Reaktion im Sinne von Hediger) |
(2) Die Soziale Organisationsform der Wildtiere (d.h. die Art und Weise, wie die Individuen zusammenleben) wird in der TGH-Tierhaltung imitiert, so dass das Tier vergleichbare Sozialkontakte hat wie sein wildlebender Artgenosse. | Ein Tier fühlt sich (ev saisonal unterschiedlich) in einer ganz bestimmten sozialen Organisationsform wohl. Ein Rudeltier wie ein Wolf / Hund braucht täglich (wenigstens zeitweise) aktiven Sozialkontakt; ein ausgesprochener Einzelgänger wie ein Goldhamster ist bei dauernden Sozialkontakten - auch zu Menschen - gestresst. |
(3) Das Tier kann die drei häufigsten Verhalten seiner wildlebenden Artgenossen jederzeit ausführen. | Bei den meisten Tierarten
geht es bei den häufigsten Verhalten um
- Schlafen / Ruhen - Ortsveränderung (Vögel haben zwei verschiedene - Fliegen und Gehen) - Nahrungsaufnahme bei Dauerfressern - ev. Verhaltensweisen aus dem Funktionskreis “Körperpflege” häufig auftreten. "Ausführen" bedeutet: ohne Behinderung während mindestens drei Sekunden (oder: in einem Raum mit einer Dimension von mindestens drei Körper-Gesamtlängen). |
(4) Absolut nicht-tiergerecht ist, wenn ein Tier in Menschenobhut ein Verhalten mindestens 10 mal häufiger ausführt als seine wilden Artgenossen | meist sind das dann irgendwelche Stereotypien |
Anhang
Checkliste TGH | ||
Tierart | ||
Regeln | Wildform | TGH-Haltung |
Verhalten
zur eigenen Sicherheit:
Fluchtreaktion kritische Reaktion |
||
Soziale Organisation | ||
häufigstes Verhalten | ||
zwei-häufigstes Verhalten | ||
dritt-häufigstes Verhalten |
Checkliste TGH - Beispiel Goldhamster | ||
Tierart | Goldhamster | |
Regeln | Wildform | TGH-Haltung |
Verhalten
zur eigenen Sicherheit:
Fluchtreaktion kritische Reaktion |
FR: in Erdröhren;
KR: beissen |
Röhren |
Soziale Organisation | solitär (ausser Mutterfamilien); aufwendiges Verhalten zur Paarungseinleitung ==> viel Aufwand, um Solitär-Phase zu überwinden | solitär halten (auch geruchliche und akustische Kontaktbarrieren beachten), KEIN STREICHELTIER! |
häufigstes Verhalten | Schlafen: an sicherem Ort, ist ausgesprochen nachtaktiv | Schlaf-Fixpunkte, wo das Tier ungestört ist, nicht gestört wird. Muss tagsüber ungestört schlafen können |
zwei-häufigstes Verhalten | Ruhen: ? | |
dritt-häufigstes Verhalten | Ortsveränderung: Legt ist seinem natürlichen Lebensraum (Wüste, Steppe) bei Nahrungssuche weite Distanzen zurück, dabei Rennen, weil Lebensraum rel deckungsarm ist. | Muss grosse
Strecken ohne viel Hindernisse rasch zurücklegen können.
? Hamsterrad ? |
mehr zum TGI (der Tiergerechtheitsindex, nicht TGH !!!) |
einige Informationen aus der Literatur, die im Zusammenhang mit dem TGI und der TGH wichtig sind (unser Kommentar: Erstaunliche Tabelle: Wieder geht es - wie schon beim Tierschutzgesetz - darum "Was darf NICHT passieren", aber nicht "was muss möglich sein"): |
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aus Oester & Troxler, p77 |
Geschichte des TGI |
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aus Andersson, Robby (1998): Der Tiergerechtgeheitsindex - TGI. In KTBL 377, 99ff. Historisches zum TGI |
Tiergerechtheit |
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aus: Sundrum, A. (1998): Tierschutz und Nutztierhaltung. Tagung der Fachgruppen "Tierschutzrecht und gerichtliche Veterinärmedizin". Nürtingen, 5.-7. März 1998. |
Tiergerechtheitsindex 200 |
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aus: Sundrum, Albert, Robby Andersson & Günter Postler (1994): Tiergerechtheitsindex - 200. Inst. Org. Landbau, Bonn. |
Tierschutzgesetz, Art. 2 |
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Tierschutzverordnung, Art. 1 & 5 |
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