ADIKom - TGH Tiergerechte Haltung

September 2000, Okt 2002
 

TGH Tiergerechte Haltung

von Ingo Rieger
 

Einleitung
Regeln
TGH in der Praxis
 

Anhang
Checklisten
Geschichte des TGI
Tiergerechtheit
TGI 2000
Bezüge zum CH Tierschutzgesetz - TSchG Art 2 - TSchV Art 5
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 



Einleitung

Die TGH-Regeln sind ein Werkzeug, um die Tiergerechtheit einer Tierhaltung mit objektiven Kriterien bewerten zu können. "Tiergerecht" ist eine Tierhaltung, wenn die wichtigsten Bedürfnisse der Tiere befriedigt werden. Einen Teil der wichtigsten Bedürfnisse regelt das Tierschutzgesetz. Im Tierschutzgesetz fehlen aber qualitativ-quantitative Kriterien, mit denen man "Verhaltensgerechtheit" erfassen könnte. Interessanterweise schreibt das Tierschutzgesetz eher vor, was NICHT passieren darf bei der Tierhaltung, und windet sich mit juristisch kaum anwendbaren Formulierungen wie "Wohlbefinden" anzustrebende Tierhaltungsmerkmale. Die TGH-Regeln schliessen diese Lücke.

Die TGH-Regeln wurde angeregt durch den TGI (= Tiergerechtheitsindex) von Bartussek. TGH ist - nach unserer Auffassung - eine konsequente Reduktion der oft eher unübersichtlichen TGI-Regeln auf verhaltensbiologisch fundierte Ansprüche der gehaltenen Tiere.

Ziel bei der Entwicklung der TGH-Regeln war
- Bezug zum Verhalten der Tiere
- einfache Regeln
- universell anwendbar, bei jeder Tierhaltungsform (Heimtier, Zootier, Zirkustier, Bauernhoftier, etc.)

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TGH-Regeln
 
Regel Kommentar
(1) Das Tier kann mindestens ein Verhalten zur eigenen Sicherheitausführen, d.h. eine Fluchtreaktion oder eine Kritische Reaktion Nur ein Tier, das sich sicher fühlt, kann "sich verhalten" (ein verängstigstes, unsicheres Tier ist "blockiert"). Wenn ein Tier so gehalten wird, dass es wenigstens eines seiner arttypischen Sicherheitsverhalten ausführen kann, dann hat das Tier die Möglichkeit, bei Verunsicherung / Bedrohung wenigstens ein "adäquates" Verhalten auszuführen.
(Fluchtreaktion und Kritische Reaktion im Sinne von Hediger)
(2) Die Soziale Organisationsform der Wildtiere (d.h. die Art und Weise, wie die Individuen zusammenleben) wird in der TGH-Tierhaltung imitiert, so dass das Tier vergleichbare Sozialkontakte hat wie sein wildlebender Artgenosse. Ein Tier fühlt sich (ev saisonal unterschiedlich) in einer ganz bestimmten sozialen Organisationsform wohl. Ein Rudeltier wie ein Wolf / Hund braucht täglich (wenigstens zeitweise) aktiven Sozialkontakt; ein ausgesprochener Einzelgänger wie ein Goldhamster ist bei dauernden Sozialkontakten - auch zu Menschen - gestresst.
(3) Das Tier kann die drei häufigsten Verhalten seiner wildlebenden Artgenossen jederzeit ausführen. Bei den meisten Tierarten geht es bei den häufigsten Verhalten um
-     Schlafen / Ruhen
-     Ortsveränderung (Vögel haben zwei verschiedene - Fliegen und Gehen) 
-     Nahrungsaufnahme bei Dauerfressern 
-     ev. Verhaltensweisen aus dem Funktionskreis “Körperpflege” häufig auftreten. 
"Ausführen" bedeutet: ohne Behinderung während mindestens drei Sekunden (oder: in einem Raum mit einer Dimension von mindestens drei Körper-Gesamtlängen).
(4) Absolut nicht-tiergerecht ist, wenn ein Tier in Menschenobhut ein Verhalten mindestens 10 mal häufiger ausführt als seine wilden Artgenossen meist sind das dann irgendwelche Stereotypien
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Anhang




 
Checkliste TGH
Tierart  
Regeln Wildform TGH-Haltung
Verhalten zur eigenen Sicherheit:
Fluchtreaktion
kritische Reaktion
   
Soziale Organisation
häufigstes Verhalten  
zwei-häufigstes Verhalten    
dritt-häufigstes Verhalten    

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Checkliste TGH - Beispiel Goldhamster
Tierart Goldhamster
Regeln Wildform TGH-Haltung
Verhalten zur eigenen Sicherheit:
Fluchtreaktion
kritische Reaktion
FR: in Erdröhren; 
KR: beissen
Röhren
Soziale Organisation solitär (ausser Mutterfamilien); aufwendiges Verhalten zur Paarungseinleitung ==> viel Aufwand, um Solitär-Phase zu überwinden solitär halten (auch geruchliche und akustische Kontaktbarrieren beachten), KEIN STREICHELTIER!
häufigstes Verhalten Schlafen: an sicherem Ort, ist ausgesprochen nachtaktiv Schlaf-Fixpunkte, wo das Tier ungestört ist, nicht gestört wird. Muss tagsüber ungestört schlafen können
zwei-häufigstes Verhalten Ruhen: ?  
dritt-häufigstes Verhalten Ortsveränderung: Legt ist seinem natürlichen Lebensraum (Wüste, Steppe) bei Nahrungssuche weite Distanzen zurück, dabei Rennen, weil Lebensraum rel deckungsarm ist. Muss grosse Strecken ohne viel Hindernisse rasch zurücklegen können.
? Hamsterrad ?

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mehr zum TGI (der Tiergerechtheitsindex, nicht TGH !!!)
einige Informationen aus der Literatur, die im Zusammenhang mit dem TGI und der TGH wichtig sind (unser Kommentar: Erstaunliche Tabelle: Wieder geht es - wie schon beim Tierschutzgesetz - darum "Was darf NICHT passieren", aber nicht "was muss möglich sein"):
Oester & Troxler, p77
aus Oester & Troxler, p77

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Geschichte des TGI
aus Andersson, Robby (1998)
aus Andersson, Robby (1998): Der Tiergerechtgeheitsindex - TGI. In KTBL 377, 99ff. Historisches zum TGI

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Tiergerechtheit
aus Sundrum, A. (1998)
aus: Sundrum, A. (1998): Tierschutz und Nutztierhaltung. Tagung der Fachgruppen "Tierschutzrecht und gerichtliche Veterinärmedizin". Nürtingen, 5.-7. März 1998.

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Tiergerechtheitsindex 200
aus Sundrum, Albert, Robby Andersson & Günter Postler (1994)
aus: Sundrum, Albert, Robby Andersson & Günter Postler (1994): Tiergerechtheitsindex - 200. Inst. Org. Landbau, Bonn.

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Tierschutzgesetz, Art. 2
aus Tierschutzgesetz, Art. 2

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Tierschutzverordnung, Art. 1 & 5
aus Tierschutzverordnung, Art. 1 & 5

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