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Wenn man bei uns von Krähen
spricht, meint man meist Rabenkrähen, die westliche Unterart der Aaskrähe.
Die in Osteuropa und in Italien verbreitete Unterart ist die Nebelkrähe.
Beide unterscheiden sich, abgesehen von ihrer Verbreitung, nur durch ihr
Gefieder, das bei der Nebelkrähe am Rücken und am Bauch grau
anstatt schwarz wie bei der Rabenkrähe ist. Die Schweiz liegt im Grenzbereich
der Vorkommen der beiden Unterarten: Auf der Alpennordseite, wo die Rabenkrähe
sehr verbreitet ist, tritt die Nebelkrähe nur selten auf. Im Tessin,
stellenweise auch im Wallis und in Graubünden, brüten hingegen
regelmässig Nebelkrähen. Gelegentlich kommt es in den letztgenannten
Gebieten auch zu Mischbruten, die fortpflanzungsfähige Bastarde hervorbringen.
Als berüchtigter Nesträuber und Kulturschädling wird die
Rabenkrähe schon lange verfolgt. Doch trotz aller Nachstellungen hat
man den Bestand nirgends stark dezimieren können; die Siedlungsdichte
ist im Mittelland in den letzten Jahrzehnten mehr oder weniger konstant
geblieben. Von der Regel, Saatkrähen seien gesellig, Rabenkrähen
jedoch nur einzeln oder paarweise anzutreffen, gibt es Ausnahmen. Zwar
besetzen die verpaarten Rabenkrähen ein Revier, das sie gegen jeden
Eindringling verteidigen, doch schliessen sich Nichtbrüter (Vögel
ohne eigenes Revier) zu Schwärmen zusammen. Diese Schwärme können
an landwirtschaftlichen Kulturen Schäden anrichten, während Einzelpaare
nur selten zu Klagen Anlass geben. Ausserhalb der Brutzeit finden sich
allabendlich die Rabenkrähen aus einem Umkreis von einigen Kilometern
zusammen, um gemeinsam in einem dichten Waldstück zu nächtigen.
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Vogelwarte, 2001
Feb 2003 |