"Schneckenteppich" - nur Larven fressen, sie fressen Schnecken


Bei den meisten Leuchtkäfer-Arten - und sicher bei allen mitteleuropäischen - fressen nur die Larven. Während der Verpuppung bilden sich die Verdauungsorgane zurück (die Mundwerkzeuge bleiben erhalten), so dass die Weibchen und Männchen nicht mehr fressen
(Lloyd 2004).

Als Puppe, als Weibchen oder Männchen, und als Ei zehren die Individuen von den Energiereserven, welche im vorangegangenen Larvenstadium angesammelt wurden.

Leuchtkäfer-Larven fressen vor allem Schnecken. Sie fressen jede Schnecke, die sie überwältigen können
(Ausnahme: Kurzflügelleuchtkäfer - diese Larven fressen v.a. Würmer). Sie
attackieren Schnecken, die oft schwerer sind als die Larve selbst (12 mal - Wunsch 1990, 15 mal - Schwalb 1961, 22 mal - Vogel 1915, 100 mal - De Cock 2009,  200 mal - Tyler 1984, 2002).

Achtung - Fakes: Angaben wie "Larven fressen Schnecken, die 200mal schwerer sind als die Larven" tönen beeindrucken, sind aber einfach nur falsch. Und wenn ein gestanderner Leuchtkäfer-Fachmann schreibt, die Larven würden 100mal "grössere" Schnecken fressen (was meint er mit "grösser"? Meint er "länger" oder "schwere"?). Wenn wir mal annehmen, dass eine so richtig hungrige Larve sich auf eine 100mal längere Schnecke stürzen will (100 mal 9mm = 90 cm), dann sucht sie noch heute diese Schnecke, wenn sie noch nicht gestorben ist .... Oder kennen Sie Schnecken, die 1m lang sind?
 
Leuchtkäfer-Larven halten sich in schneckenreichen Lebensräumen (Unterholz von Laubwald, Feuchtgebiete, Moore, Riedwiesen) auf, auf einem "Schneckenteppich".

  
Phosphaenus-Larve frisst Regenwurm (De Cock et al 2009)

Leuchtkäfer-Larven folgen der Schleimspur der Schnecken. Schnecken versuchen, vor angreifenden Leuchtkäfer-Larven zu fliehen, indem sie sehr rasch weg kriechen. Die Larven sind rascher und holen die Schnecke leicht ein. Als weitere Abwehrmassnahme sondert die Schnecke viel Schleim ab. Aber auch das hält Leuchtkäfer-Larven nicht ab, die Schnecke anzugreifen.

Es wird berichtet, dass oft mehrere Larven gleichzeitig an einer Schnecke fressen. Aber dabei ist nicht klar, ob es sich hier um Labor- oder Freiland-Beobachtungen handelt (z.B. Newport 1856)

Die Larven beissen mit den Mundwerkzeugen v.a. in den vorderen Körperteil der Schnecken, oft in die Nähe der Fühler der Schnecken.

Bei diesen Bissen werden Sekrete aus dem Verdauungstrakt in die Beute gepresst. Je nach Menge der eingespritzten Sekrete lähmen diese die Beute mehr oder weniger. Die Beute wird manchmal fortgeschleppt (in spannerartiger Rückwärtsbewegung mit Hilfe des Haftorgans am Körperende der Larve), bevor sie an einem sicheren Ort, etwa unter Laubhaufen, in stundenlangem Kauen aufgefressen wird.

Screen Shot aus Video


Wo genau findet die Verdauung statt?


Einige Fachleute schreiben, dass Beutefleisch ausserhalb des Körpers (= extraintestinal) verdaut und dann aufsaugt wird. Eine so "aussenverdaute" Schnecke wird in 2 bis 3 Tagen aufgesaugt. Newport (1857), Fabre (1913), Vobel (1915), Verhoeff (1922). Übrig bleibt nur Schleim (Haddon 1915).

Andere Fachleute finden Fleischstückchen im vorderen Verdauungstrakt der Larven (Schwalb 1961).

Bei einer Mahlzeit kann die Larve ihr Gewicht mehr als verdoppeln.

In den ersten 14 Tagen nach dem Schlüpfen aus dem Ei fressen die Larven nicht (Robin Scagell, pers. Mitt. Juni 2007).


Man versuchte, Schneckenbestände zu kontrollieren,
indem man Leuchtkäfer (aus UK) aussetzte, vor 1940 in Neuseeland und in den 1950-Jahre auf Hawaii. Ohne Erfolg. (Clausen, 1940; zit. in Fu & Meyer-Rochow 2013; Day 2014).


Trinken: Die adulten Tiere sind immer noch in der Lage zu trinken
(Bugnion 1929, Novak, pers. Mitt. 2019).