Bahnhof
Giswil - Perronbeleuchtung (4.2019)
Bahnhof Giswil am späten
Nachmittag (vermutlich März 2019), Foto Wolf Altorfer.
Fake: Die folgende Aussage von Wolf Altorfer in einer
Mail vom 5.3.2019 an Stefan Ineichen, Präsident des Vereins Glühwürmchen
Projekt, ist Fake-Information:
„Tatsache ist, dass ich vor der Erstellung des Bahnhofs Giswil
(vor ca. 5 Jahre) jeweils regelmässig 45 Jahre lang nachts
Leuchtkäfer am Waldrand und auf meinem Weg zur Flüe gesehen
habe, wenn ich nachts vom Bahnhof heimgelaufen bin.“ (Mail
Wolf Altorfer 5. März 2019)
Fake, Teil 1: Wenn Wolf Altorfer tatsächlich
regelmässig in den letzten 45 Jahren am Waldrand östlich vom
Bahnhof Giswil leuchtende Leuchtkäfer gesehen hat, dann
bedeutet das, dass in der Nähe diese Standorts der leuchtenden
Leuchtkäfer (= Weibchen von Lampyris noctiluca)
das Gebiet ist, in dem die Leuchtkäfer während 3 Jahren als
Larven leben und sich in dieser Zeit von Schnecken ernähren. Lampyris-Larven
wandern vor der Verpuppung maximal 200 bis 500 m weit. Wenn
sie einen geeigneten Ort gefunden haben, verpuppen sie sich
und leuchten anschliessend als geschlechtsreife Weibchen an
diesem Ort und als geschlechtsreife Männchen fliegen sie 1 bis
5 m über Boden und suchen paarungsbereite (= leuchtende)
Weibchen. Männchen meiden beleuchtete Gebiete (Weibchen
bleiben am einmal gewählten Standort, unabhängig davon, ob er
dunkel oder beleuchtet ist).
Wenn nun in den letzten 45 Jahren regelmässig Weibchen am
Waldrand neben dem Bahnhof Giswil leuchteten und von Wolf
Altorfer gesehen wurden, dann muss man annehmen, dass aus
irgend einem Grund Lampyris-Männchen kaum je hier
vorbei flogen, und daher die leuchtende Weibchen von Wolf
Altorfer gesehen wurden. Was das für ein Grund ist, ist nicht
klar (denn offenbar war vor der Sanierung der
Perronbeleuchtung das Gebiet, in dem die Weibchen angeblich
leuchteten, nicht von Kunstlicht erhellt). Ein anderer Grund,
der Lampyris-Männchen vertreibt, ist Wind.
Fake, Teil 2: Wenn nach der Sanierung der
Perronbeleuchtung im Gebiet, in dem früher Lampyris-Weibchen
angeblich leuchteten, jetzt keine leuchtenden Lampyris-Weibchen
zu sehen sind, weil das Gebiet hell beleuchtet ist, dann
entspricht das nicht dem uns bisher bekannten Verhalten
(bisher gilt: die Weibchen reagieren nicht auf Kunstlicht am
Standort, wo sie auf Männchen warten; nur die Männchen meiden
Licht). Nach dem uns bisher bekannten Verhalten müssten gerade
im Gebiet, das Männchen meiden, leuchtende Weibchen besonders
leicht zu sehen sein (Literatur hierzu: Ineichen &
Rüttimann 2012).
Wenn am Waldrand östlich vom Bahnhof Giswil regelmässig 45
Jahre lang nachts Leuchtkäfer leuchten, dann muss es an diesem
Ort und / oder im Umkreis von 200 bis 500 m eine stabile
Leuchtkäfer-Population geben, die so gross ist, dass sie Jahr
für Jahr Weibchen produziert, die an einem Ort leuchten, wo
keine Männchen hinkommen.
Eine Lampyris-Population findet man nicht,
indem man leuchtende Weibchen sucht, sondern indem man mit
LED-Fallen Männchen nachweist.
Wolf Altorfer hat, auf Anweisung von Stefan Ineichen, zwei
LED-Fallen aufgestellt:
Am 24. Juni wurden 2
Glühwürmchen-Attrappen am Waldrand hinter dem Bahnhof Giswil
stationiert. Temperatur ca. 27 Grad. Beleuchtung von den Perrons
und Zügen stark so dass die Sichtweite zum aufspüren der
Attrapen eingeschränkt (ca. 30 m). Fotos mit Hintergrund zur
Standortidentifikation.
Standort 1:
Zwischen Treppenaufgang
und Remise südl. Bhf.
Befund: negativ
Zeitdauer von 23.12 bis
23.31
Bild 1 und 3
Standort 2:
Am Waldweg hinter der
Remise wo früher immer Glühwürmchen leuchteten.
Befund negativ
Zeitdauer: 23.19 bis 23.33
Bild 2 und 4

Peinlich: Wenn man LED-Fallen so aufstellt, wird man nie Lampyris
nachweisen können.
Fazit:
- Es gibt keine Hinweise dafür, dass es am Waldrand und im
Wald östlich vom Bahnhof Giswil Lampyris hat.
- Bevor man auf Fake-Informationen reagiert, sollte man seriös
abklären, wo die nächste Lampyris-Population lebt.
- Es ist nicht im Interesse der Lampyris, wenn hier
wieder eine Fake-Information unwidersprochen die Runde macht.